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Der Tiefbahnhof, der Basel vernetzt

Schon bald stösst der Zugverkehr in Basel an seine Grenzen. Abhilfe schaffen vier unterirdische Gleise am Bahnhof SBB.


Visualisierung des möglichen Tiefbahnhofes am Bahnhof Basel SBB. / Quelle: Kanton Basel-Stadt


Die Mobilitätsströme in der Trinationalen Agglomeration Basel werden in den nächsten Jahren zunehmen. «Die amtlichen Prognosen gehen von rund 140’000 zusätzlichen Einwohnern bis zum Jahr 2040 aus.» Dies bestätigt Patrick Leypoldt, Direktor von Agglo Basel. «Auch diese Menschen wollen sich bewegen und auf die bestehende Verkehrsinfrastruktur zurückgreifen», sagt er. Steigere die S-Bahn ihre Kapazitäten nicht, könnte es deshalb schon bald noch enger werden in den Zügen.


Um die Kapazitäten auf das erforderliche Mass zu erweitern, wird in Basel intensiv an einem Tiefbahnhof unter dem Bahnhof SBB geplant. Oberirdisch hat er seine Grenzen mit dem Bau des zusätzlichen, 460 Meter langen Perrons 19/20 erreicht. Breiter kann der Bahnhof SBB zwischen Centralbahnstrasse und dem Gundeldingerquartier nicht mehr werden.


Der Bau in den Untergrund ist deshalb die einzige Möglichkeit, um den Bahnhof SBB weiter zu vergrössern. «Die Vorstudie für den Tiefbahnhof befindet sich in der finalen Phase und ist bereits in einem Jahr abgeschlossen», bestätigt Marco Galli, Koordinator Bahnknoten beim Kanton Basel-Stadt.


Mit den grossflächigen Vorarbeiten, die von der Schützenmatte im Westen bis weit in den Wolf im Osten reichen, wird 2035 begonnen. «Unser Wunsch ist es, den Tiefbahnhof zehn Jahre später in Betrieb zu nehmen», sagt Galli. Die Gesamtkosten des grossflächigen Projektes werden auf rund drei Milliarden Franken geschätzt. In den Tiefbahnhof fliessen rund 40 Prozent dieses Geldes.


Patrick Leypoldt weiss schon heute, welche Züge im neuen Tiefbahnhof verkehren. «Hier werden sich die meisten S-Bahn-Züge treffen, aber nie lange halten», sagt er. «Nach kurzen Stopps werden sie weiterfahren.»


Schon jetzt sind die Publikumsanlagen – also vor allem die Passerelle – im Bahnhof SBB überlastet. Pendler und Reisende treffen hier aufeinander und müssen sich häufig mühsam durch Warteschlangen kämpfen. Mit dem Bau des Tiefbahnhofs wird diese Überlastung entschärft. Der unterirdische Bahnhof hat zudem einen wichtigen Nutzen für den internationalen Fern- und Güterverkehr. Bislang müssen sich diese Verkehrsarten mit der S-Bahn eine knappe Anzahl von Gleisen teilen. Auch hier kommt es zunehmend zu Kapazitätsengpässen. Mit dem Tiefbahnhof können künftig Nahverkehr und Fernverkehr voneinander entflochten werden.


Stück für Stück wird dereinst der Bahnhof SBB in Basel weiterentwickelt. Um einen unterirdischen neuen Bahnhof mit vier Gleisen und Perrons zu bauen, werden oberirdisch jeweils einzelne Gleise stillgelegt. Anschliessend werden entlang der Ränder Wände und Stützen in die Tiefe bis zum künftigen Bahnhof getrieben. Darauf kommt dann eine massive Decke. «Klingt abenteuerlich und ist es auch», sagt Galli.


Erst wenn die Züge auf den betroffenen Gleisen wieder fahren, beginnen darunter die eigentlichen Grabarbeiten und ein Teil des neuen Tiefbahnhofs wird fertiggestellt. Anders als bei anderen unterirdischen Projekten kommt gemäss Galli keine Tunnelbohrmaschine zum Einsatz. Grössere Probleme sieht er nicht. Die Technik sei erprobt und werde etwa auch am Berner Bahnhof eingesetzt. Zudem wird das Bahnangebot während der Arbeiten «praktisch vollständig aufrechterhalten».


Ganz ohne Einschränkungen wird der Bau des Tiefbahnhofs im grössten Grenzbahnhof Europas mit Verbindungen in die Schweiz, nach Italien und Deutschland sowie nach Frankreich aber nicht ablaufen. «Es wird Flexibilität und Verständnis seitens der Reisenden brauchen», betont Galli, «etwa für Gleiswechsel oder provisorische Zugänge».


Während also der neue Bahnhof direkt unter dem alten zu liegen kommt und dieser ein unterirdisches Geschoss erhält, braucht es in der Umgebung Zugänge von der Oberfläche aus. Der Ostkopf des Bahnhof-Areals, von der Peter Merian-Brücke bis zur Münchensteiner Brücke, muss komplett neu organisiert werden. Mit Weichenanpassungen wird die Kapazität erweitert.


Richtung Wolf-Areal müssen drei Tunnelrampen und Zufahrtsgleise erstellt werden. «Das wird nicht nur einfach Gleisverschiebungen, sondern eine grössere Reorganisation der Gleisanlagen brauchen», sagt Galli. Bei den Anpassungen im Wolf geht es um die sogenannte Bahnproduktion und nicht um den fahrenden Verkehr. Hier sind die Wagenwäsche, Innenreinigung, WC-Entleerung, Wasserbetankung, Kurzservice, aber auch Wartung und Kontrollen vorgesehen.


Anders als in Zürich, wo der Tiefbahnhof als reiner Zweckbau konzipiert wurde, denkt man in Basel auch an zusätzliche Anreize für die ein- und aussteigenden Passagiere. Er soll über genügend Platz verfügen, aber auch zum Verweilen einladen. «Es ist durchaus denkbar, dass sich die Shopping-Zone in die Tiefe erweitern wird und dadurch der Bahnhof SBB als beliebter Dienstleistungsbetrieb mit Gastrobereich aufgewertet wird», freut sich Leypoldt.







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