Die Baustellen der Schweizer Güterdrehscheibe Nummer 1
- Basel vernetzt
- 25. Juni
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Aktualisiert: 26. Juni
Die Entwicklung von Infrastruktur gerät ins Stocken. Der Direktor der Handelskammer beider Basel, Martin Dätwyler, warnt deshalb vor einer Blockade. Von dieser wären alle Verkehrsträger betroffen. Er fordert: Deblockieren.

Ohne Logistik stünde die Welt still. Waren könnten nicht an ihren Bestimmungsort gelangen, Rohmaterial nicht in die Produktionsstätten. Die Regale in den Supermärkten wären ebenso leer wie die Lohntüten. Basel als zweitwichtigster Wirtschaftsstandort der Schweiz hat beim Warenverkehr eine Schlüsselposition. 7,2 Millionen Tonnen Güter werden hier Jahr für Jahr umgeschlagen. «Die Rheinstadt ist damit das wichtigste Eingangs- und Ausgangstor der Schweiz», sagt der Direktor der Handelskammer beider Basel, Martin Dätwyler. Ganze 63 Prozent der Schweizer Bahnexporte verkehren über den Bahnknoten Basel. «Ohne eine funktionierende Güterdrehscheibe Basel würden viele Schweizer Lieferketten massiv gestört. Wir befinden uns im wichtigsten Nord-Süd-Korridor zwischen Rotterdam und Genua», so Dätwyler. Das zeigt sich auch an der Zahl der Beschäftigten. 12’000 Personen arbeiten in der Logistik. Ihre Wertschöpfung liegt bei 1,6 Milliarden Franken im Jahr.
Während die Basler Life Sciences boomen, steht die Logistik vor Herausforderungen – denn die Entwicklung von Infrastruktur ist in Schieflage geraten, wie Dätwyler betont. Obwohl in Basel alle Verkehrsträger zusammenlaufen, kämpfen sowohl die Schiffs- und Luftfahrt als auch der Güterverkehr auf der Strasse und der Schiene mit Problemen.
Erst kürzlich haben die SBB aus Rentabilitätsgründen massive Einschnitte beim kombinierten Verkehr angekündigt. Der Terminal Wolf in Basel wird geschlossen. «Es ist damit zu rechnen, dass eine Verlagerung auf die Strasse stattfindet», befürchtet Dätwyler.

Aber auch auf der Strasse sind die Herausforderungen gross. 140’000 Fahrzeuge verkehren täglich auf der Osttangente. Zwei bis vier Staustunden am Tag sind inzwischen die Regel. Um die Region Basel als Logistik-Hub für die Zukunft fit zu machen, arbeitet die Handelskammer beider Basel deshalb an einem ganzen Bündel an Massnahmen.
So unterstützt sie aktiv eine Resolution zum grenzüberschreitenden Schienenverkehr, die am Bahnkongress Bahn25 auf dem Novartis Campus von den beiden Basel zusammen mit dem Wallis, dem Tessin und Genf verabschiedet wurde. Damit wollen die Grenzkantone ein Zeichen setzen und sicherstellen, dass sie mit ihren Herausforderungen nicht vergessen werden.
Mit «Verkehr Basel ’45» hat die Handelskammer beider Basel zudem eine Initiative vorgelegt, die als Vision die Verkehrsinfrastruktur in der Region Basel bis zum Jahr 2045 abbildet.
Projekte in der Region parallel entwickeln
«Unsere Perspektive lehnt sich semantisch an das Projekt Verkehr ‘45 des Bundesrates an», hält Dätwyler fest. Gegliedert ist das Basler Papier in sechs Bereiche. Nach zehn Jahren Einspracheverfahren und Verzögerungen sei es an der Zeit, das trimodale Gateway Basel Nord endlich zu bauen, heisst es etwa. Gemäss Dätwyler muss aber auch der Bahnhof SBB in Basel ertüchtigt werden, um den Ausbau sicherzustellen. Im nächsten Ausbauschritt soll die Finanzierung für den Tiefbahhof Basel SBB, aber auch die Zulaufstrecke Fricktal gesichert werden.
Entschieden wehrt sich Dätwyler dagegen, dass der Ausbau des Bahnknotens bis zum Jahr 2080 auf die lange Bank geschoben wird. Schliesslich sei die 57 Kilometer lange Schienenstrecke durch den Gotthard in 17 Jahren gebaut worden. Die Projekte in der Region Basel sollen deshalb parallel entwickelt und dynamisch umgesetzt werden.
Auch den Rheintunnel will die Handelskammer beider Basel nicht aufgeben, der vom Volk Ende 2024 als Teil eines grösseren Pakets abgelehnt wurde. Die angekündigte Standesinitiative «Rheintunnel plus» will mit einem guten Verkehrsmanagement, Überdeckungen und Lärmschutzmassnahmen sowie der Weiterentwicklung des Langsamverkehrs, das Projekt mehrheitsfähig machen.